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Literatur

Die Überblicksliteratur zum Thema ist in lokaler Hinsicht nicht besonders vielfältig:

Schulze, Rainer, Nicht alle, die kamen, blieben auch auf Dauer, in: Rainer Schulze, Reinhard Rohde, Rainer Voss (Hg.), Zwischen Heimat und Zuhause. Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene in (West-)Deutschland 1945-2000. Osnabrück 2001, S. 29-56.

Dieser Aufsatz beschreibt die Zuwanderungen in den Landkreis Celle im 20. Jahrhundert, beginnend mit der Zuwanderung in die Erdöldörfer zu Beginn des Jahrhundertes und Flüchtlinge aus Ostpreußen während des 1. Weltkrieges. Weitere Aspekte sind die Zwangsarbeiter_innen und Kriegsgefangenen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Regionarbeiten mussten - und die als Displaced Persons (ergänzt um die Überlebenden des KZ Bergen-Belsen) bis zum Ende der 1940er Jahre auf ihre Ausreise warteten. Die Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wie auch aus der SBZ/DDR brachte eine enorme dauerhafte ERhöhung der Bevölkerungszahlen in Stadt und Landkreis Celle. Auf wenigen Seiten widmet sich Schulze dann auch noch der >Gastarbeiter<-Zuwanderung durch kurdische Yeziden wie auch durch Aussiedler_innen nach dem Zusammenbruch des realsozialistischen Blocks.

Frermde in Celle (von Reinhard Rohde), in: RWLE Möller, Bernd Polster (Hg.): Celle. Das Stadtbuch. 2003, S.100-101.

Der Lexikonbeitrag von Reinhard Rohde beginnt mit der Zuwanderung französischer Hugenotten und er ersten jüdischen Familien im 17. Jahrhundert und spannt einen weiten Bogen bis zu den Asylbewerber_innen der 1980er und 1990er Jahre; ein knapper Überblick über 300 Jahre lokaler Zuwanderungsgeschichte.

Akkaya, Isaak, Um Kurdistan ist kein Meer - Celle: heimliche Hauptstadt der Yeziden, in: Werner Holtfort, Norbert Kandel, Wilfried Köppen, Ulrich Vultejus (Hg.), Hinter den Fassaden. Geschichten aus einer deustchen Stadt, Göttingen 1982, S. 237-241.

Akkaya, Uta, Die im Verborgenen leuchten - Celle und die Yezidi, in: Stadt Celle (Hg.), 700 Jahre junges Celle. Celle 1991, S. 213-215.

Die feuilletonistischen Beiträge liefern einen jeweils anderen Blick auf die größte Celler Migrantengruppe. Isaak Akkaya berichtet über katastrophale Wohnbedingungen in den späten 1970er Jahren, über mangende Förderung kurdischer Kinder und einen Rassismus auf den Ämtern. - Uta Akkaya wirft einen Blick auf die Religion der Yeziden.

Peel, Paul, Currywurst statt Fish and Chips - Die britische Gemeinschaft in Celle, in: Stadt Celle (Hg.), 700 Jahre junges Celle. Celle 1991, S. 193-195.

Peel schreibt als Offizier der britischen Armee über die in Celle stationierten Truppen.

 

Intensiver ist seit einigen Jahren die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den yezidischen Kurd_innen, wobei Celle häufiger Untersuchungsfeld ist:

 

Bloeß, Ingo, Zur Situation jugendlicher Yeziden am Beispiel der Stadt Celle - eine empirische Untersuchung gemäß der Methode der Strukturalen Hermeneutik. 2. unv. Auflage, Celle  1996.

Als Mitarbeiter der Stadtjugendpflege in einem vorwiegend von kurdischen Jugendlichen besuchten Jugendzentrum untersucht Bloeß anhand qualitativer Interviews die Identitätskonstruktionen junger Yeziden in Celle.

Savelsberg, Eva/Hajo, Siamend, "Wir besuchen sie nicht und sie besuchen uns nicht." Yezidische Kurden in Celle – Eine qualitative Untersuchung, in: Rainer Sculze, Reinhard Rohde, Rainer Voss (Hg.), Zwischen Heimat und Zuhause. Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene in (West-)Deutschland 1945-2000. Osnabrück 2001, S. 229-255.

Eva Savelsberg und Siamend Hajo führten im Jahr 2001 im Auftrag des Landratsamts Celle sowie der University of Essex eine empirische Untersuchung durch, mit der die gesellschaftliche und politische Einstellung der êzîdischen Kurden in Celle erforscht werden sollte. Schwerpunkt dieser Studie ist das Verhältnis der in Celle lebenden Êzîden untereinander und deren Verhältnis zur deutschen Mehrheitsgesellschaft. Dieser Beitrag ist erstmals 2001 in der Zeitschrift „Kurdische Studien“ erschienen; danach in dem Sammelband "Zwischen Heimat und Zuhause".

Arcar, Cihan, Die Rolle der Selbstorganisation beim Integrationsprozess der kurdischen Yeziden in Deutschland. Eine empirische Studie, Universität Göttingen 2009.

In seiner Diplomarbeit spricht Arcar Migrantenselbstorganisationen bei der Herausforderung Integration eine tragende Rolle zu, wobei jedoch ein Wandel in ihrer ambivalenten Wahrnehmung vorausgehen musste. Zuvor wurde den Migrantenvereinen eher mit Skepsis begegnet Diskussionen waren negativ konnotiert. Sie wurden vielmehr als hinderliche oder desintegrative bzw. segregierende Elemente im Prozess der Integration wahrgenommen und nicht als handelnde Subjekte, die ihren Integrationsprozess selbst in die Hände nehmen, um somit politisch wie auch kulturell ihre Zukunft zu beeinflussen und zu gestalten. Arcars Studie basiert im qualitativen Teil auf Interviews mit Mitgliedern der "Plattform Ezidischer Celle e.V." (PEC).

Schulz, Anikó. Die besonderen traditionellen Regeln der Partnerwahl der Yeziden und deren Auswirkungen auf die Integration. Universität Hannover 2009.

In ihrer Diplomarbeit wbeschreibt Schulz die besonderen Regeln der Partnerwahl unter Yezid_innen und deren Auswirkung auf die Integration in Deutschland. In einem theoretischen Teil werden u.a. die Grundlagen der yezidischen Religion dargelegt; der empirischen Teill umfasst Fragebogen und Onlinebefragung (quantitativ) und zwei Interviews (qualitativ) mit Mitgliedern der "Plattform Ezidischer Celle e.V.". Abschließend werden die Regeln der Partnerwahl und die Forschungsergebnisse in Zusammenhang mit der Menschenwürde, dem Grundgesetz und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gebracht.

Gnau, Eva, Religiöse Verfolgung als Fluchtgrund am Beispiel der kurdischen Yeziden. Universität Hamburg 2011.

 "In den 1980er Jahren erhielten erste yezidische Flüchtlinge aus dem Herkunftsland Türkei einen Anspruch auf Asylschutz von deutschen Verwaltungsgerichten zugesprochen. Das Yezidentum ist eine monotheistische Religion. Yezidi sehen sich als doppelt Verfolgte, einmal hinsichtlich ihrer Religion, die sie als nicht aus dem Islam hervorgegangen beschreiben und hinsichtlich ihrer Ethnie als Kurden. Die Zugehörigkeit zum Yezidentum erlangt ein Yezidi durch Geburt. Weltweit wird ihre Anzahl auf 800.000 geschätzt, ca. 40.000 leben in Deutschland.  Aus der Überlieferung in mündlicher Form resultieren unterschiedliche Glaubensinhalte und -praxen. Vor allem yezidische Laien-Gläubige, die Muriden, wissen traditionell wenig über die Inhalte ihrer Religion. Dies erschwert auch Entscheidern mit westlich-christlich geprägtem Religionsverständnis in Asylverfahren den Zugang, sich ein einheitliches Bild yezidischer Religiosität zu machen und führt gleichsam dazu, dass Yeziden damit begonnen haben, in der Diasporasituation ihre Glaubensinhalte zu normieren. " (http://www.eva-gnau.de)


Angesichts des eher schmalen wissenschaftlichen Bestands kann etwas verwundern, dass häufig lokale Migrationsgeschichten in die biografische Literatur und Belletristik Eingang gefunden haben
:

 

Soik, Helmut Maria, Wir klagen um Aphrodites Kannelos / We mourn Aphroditis Kannelo, in: Rimbaud under the Steel Helmet [Rimbaud unterm Sthlhelm]. New poems translated by Georg M. Gugelberger and Lydia Perera. (The Red Hill Press) Los Angeles & Fairfax 1976.

Soiks langes Gedicht beschreibt Leben, Träume und Tod der in Celle lebenden >Gastarbeiterin< Aphrodites Kannelos; es ist in Celle zur Zeit fast unbekannt.

Azim, Mustafa, Ein Leben - Zwei Kulturen. Ein afghanischer Jugendlicher in Deutschland. Puchheim/Eichenau o.J. [2003]

Azim beschreibt sein Aufwachsen im Landkreis Celle an am Ernestinum Gymnasium in Celle und die Probleme interkulturellen Lebens.

Hesse, Andree: Die Schwester im Jenseits. Reinbek 2008.

"Die Schwester im Jenseits" ist Andree Hesses dritter Roman um Kommissar Arno Hennings, in dem er spannend und in dramaturgisch überzeugender Weise die überschaubare, kleine Welt der alten Herzogstadt Celle verknüpft mit einem der Krisenherde der Weltpolitik: dem bewaffneten Kampf für ein freies Kurdistan. Dabei taucht der Kommissar ein in die Welt der in Celle lebenden Yezid_innen, ihren Glauben und die Beziehungen von Teilen dieser Gruppe zum kurdischen Befreiungskampf.

Tuku, Hatun, Zwischen zwei Welten – Die Geschichte einer Jesidin in Deutschland. Berlin 2009.

"Als Zwanzigjährige kommt Hatun Tuku aus einem kleinen yezidischen Dorf in Türkisch-Kurdistan nach Deutschland. Die nächsten fünfzehn Jahre lebt sie hier in einer kurdisch-yezidischen Parallel-Welt, bis sie sich aus eigener Kraft zu befreien beginnt und Schritt für Schritt (im wörtlichsten Sinne über den Langstreckenlauf) zur aktiven gesellschaftlichen Teilhabe findet. Schließlich hat Hatun Tuku ihr Leben in einer Autobiographie niedergeschrieben. In einer wunderschön einfachen Sprache schildert sie ihr Leben, stellt ihre Familie und die yezidische Religion und Gesellschaft vor und beschreibt, wie sie in der Heimat gelebt hat und sich auf Deutschland freut, wie sie feststellt, dass sie auch hier weiterhin in ihrer engen kurdisch-yezidischen Welt lebt, wie sie sich schließlich in Deutschland emanzipiert und als Beraterin für interkulturelle Fragen anderen Menschen hilft, „zwischen zwei Welten“ zu leben." (Johannes Düchting)


Brinken, Ulrike (Hg.), Fremde Frauen Freundinnen: Ezidinnen und LandFrauen im Gespräch. Celle 2010.

Die Interkulturelle Schreibwerkstatt ist ein Integrationsprojekt des Frauenbüros des Landkreises Celle, das in Kooperation mit dem LandFrauenkreisverband Celle und Êzidischen Frauen aus der Region stattgefunden hat. In der Zeit von 2008 bis 2010 arbeiteten fast 50 Frauen regelmäßig in dem Projekt mit, das sich zum Ziel gesetzt hatte, Frauen aus verschiedenen Kulturen miteinander auf Augenhöhe ins Gespräch zu bringen.